Tag vierzig des 60-Tage-Buchs.
Teaser:
Naja, eigentlich kein Teaser, sondern eher ein Aufreger.
Da wir uns alle aber leider schon an diese Art, anders zu reden als zu handeln, gewöhnt haben, kann ich es nur noch als lustig empfinden.
abgeordnetenwatch.de hat den Kandidaten zur kommenden Bundestagswahl einen Thesenkatalog vorgelegt, der These für These beantwortet werden soll.
Die These „Der Staat muss auch ohne konkreten Verdacht auf Telefon- und Internetdaten von Bürgerinnen und Bürgern zugreifen können.“ beantworteten sämtliche Bewerber des Wahlkreises 113 Wesel I mit „ich lehne ab“.
Das ist der Teaser an der Sache. Alle sieben Kandidaten auf abgordnetenwatch.de sind sich einig: „Der verdachtslose Zugriff auf Bürgerdaten ist nicht tolerabel“.
Der Aufregeranteil daran ist:
Im Bund wurde die Bestandsdatenauskunft mit den Stimmen von CDU/CSU (auch der von Sabine Weiss), SPD und FDP gegen GRÜNE und LINKE beschlossen.
In NRW stimmte auch die GRÜNE dafür.
Am 1.7. schrieb ich an dieser Stelle: „Den Bekundungen dieser Politiker zu Datenschutzthemen kann ich nicht mehr glauben.“
Aufreger:
In einer Antwort von Frau Löhrmann auf eine kleine Anfrage im Landtag NRW finde ich diesen Textteil:
„Die Ressourcen für die sonderpädagogische Förderung sollen künftig … in Form von regionalen Stellenbudgets bereit gestellt werden. Die künftige Verteilung dieser Stellen auf Förderschulen und allgemeine Schulen ist abhängig von der Entwicklung der Inklusionsquote, die entscheidend durch den Elternwillen geprägt sein wird. Die Verteilung von Stellen auf die einzelnen Schulformen richtet sich nach den entsprechenden Schülerzahlen.“
Hört sich erst mal plausibel an. Die Lehrer folgen den Schülern.
Das diese Vorgehensweise aber weder einer sorgfältigen Umsetzung von Inklusion in Regelschulen dienen kann noch in der Praxis umsetzbar ist – nicht einmal, wenn man Inklusion in Regelschulen vorläufig nur in Schwerpunktschulen umsetzt, erschliesst sich schon beim ersten Nachdenken.
Es werden Schülerbewegungen von den Förderschulen zu den Regelschulen nicht in genau dem Verhältnis von Schüler/Lehrer-Relation erfolgen.
Das führt dazu, das ein Sonderpädagoge in mehreren Schwerpunktschulen eingesetzt werden muss.
Montags in Schule A, Dienstags in Schule B etc.. Wie soll da ein förderliches Verhältnis zwischen Schüler, Lehrer und Schule aufgebaut werden?
Und was passiert in der einzigen Förderschule einer Mittelstadt, bei der 4 Schüler zu Regelschulen wechseln?
Wird da eine Drittel-Lehrkraft in das regionale Stellenbudget verschoben? Soll die dann Montag bis Donnerstag vormittag in der Förderschule arbeiten und Donnerstagmittag und Freitag in der Regelschule?
Inklusion in Schulen kann nur gelingen, wenn sie parallel und mit den entsprechenden zusätlzichen und qualifizierten Lehrkräften geschieht.
Und als letztes noch: Frau Löhrmann hat letztes Jahr im Zusammenhang mit der schulischen Inklusion häufig und gerne die Begriffe ‚Demografiegewinne‘ und ‚Demografierendite‘ verwendet.
Schüler, auch die mit Förderbedarf, sind Menschen! Sie mit volkswirtschaftlichen Begriffen in irgendwelche ‚Verhältnisse‘ zu stellen und sie rein zahlenmäßig zu ‚denken‘, wird ihnen nicht gerecht.
Es zeigt jedoch die von ihnen abgewandte Denkart.
Verwaltung:
Kreispiratensitzung
Veranstaltungsvorberitung
Sonstiges:
Sitzung Arbeitskreis Bildung