Der Kindergarten, unsere Kinder und die Mitbestimmung

tl;dr: Wer Kinder in Kindertageseinrichtungen hat und mitbestimmen will, sollte sich jetzt darum kümmern, dass die gesetzlich verbrieften Elternbeiräte auf kommunaler und auf Landesebene gewählt werden. Nur so ist sicher gestellt, dass Eltern ihre Interessen und die ihrer Kinder vertreten können und nicht nur Politiker und Verwaltungsmitarbeiter bestimmen, wohin es in Sachen frühkindlicher Betreuung und Bildung geht.

Foto: Howard County Library System (CC-BY-ND)
[Foto: Howard County Library System (CC-BY-ND)]

Seit 2005 wissen die Kommunen, dass sie die U3-Betreuung umzusetzen haben.
Seit 2007 ist die bundesdurchschnittliche Quote von jetzt 35% bekannt (gemeinsam von Bund, Ländern und Kommunen festgelegt).
Acht bzw. sechs Jahre hatten die Verantwortlichen Zeit, auf den Stichtag hinzuarbeiten.
Von 2005 bis 2010 waren in NRW die CDU und die FDP in der Regierung, ab 2010 die SPD und die GRÜNEn.
In 2010 wurde plötzlich erkannt, dass bis dahin viel zu wenig getan worden war (Surprise, surprise) und es begann der notwendige Wettlauf gegen die Zeit. Der Fokus wurde auf die U3-Betreuung gelegt. Der (schon viel länger gültige) Ü3-Rechtsanspruch wurde dabei in der Hektik, die auf allen Ebenen einsetzte, irgendwann ausgeblendet oder zumindest vernachlässigt. Im Ergebnis ist die Situation jetzt sowohl bei U3 als auch bei Ü3 suboptimal.
Ich will anerkennen, dass die Jugendämter, die letztlich in der Verantwortung stehen, einen schweren Job hatten und haben und vielfach von anderen Stellen ‚im Stich gelassen‘ wurden. Das interssiert aber nicht die Mutter des Kindes, das nicht ’seinen‘ Platz bekommen hat und deren Familie in ihrer Lebensplanung massiv beinträchtigt ist. Es intersseirt auch nicht die Eltern des Kindes, das zum Ende seiner U3-Zeit die Einrichtung wechseln muss, weil es sonst keinen Platz findet.

Aber nur meckern hilft auch nicht. Eltern können und sollten sich engagieren und mitbestimmen.
Seit der 1. Kibiz-Revision, die zum August 2011 in NRW wirksam wurde, gibt es die sogenannte ‚durchgewählte‘ Elternschaft. Auf Kita-Ebene werden (das gibt es schon lange) Elternbeiräte gewählt. Diese vertreten die Elterninteressen in der Kita gegenüber der Kitaleitung und dem Träger der Einrichtung.
Auf Jugendamtsebene können diese Kita-Elternbeiräte den Jugendamtselternbeirat wählen. Dieser kann sich für die Belange der Kitas im Jugendamtsbereich einsetzen.
Auf NRW-Landesebene können die Jugendamts-Elternbeiräte den landeselternbeirat wählen.
So erstmalig geschehen im Jahr 2011.
In Wesel hat der Jugendamtselternbeirat (wir gaben uns den Namen ‚Weseler Kita-Beirat‘) erste Schritte gemacht, um mit Jugendamtsverwaltung und Jugendhilfeausschuss in Kontakt zu kommen und eine Basis für eine Zusammenarbeit zu schaffen.
Der Landeselternbeirat hat begonnen, Kontakte zum Familienministerium aufzubauen, hat seitdem die familienpolitischen Fraktionsmitglieder der Parteien im NRW-Landtag regelmäßig besucht, Ansichten dargestellt und Forderungen vorgetragen. Einige dieser Forderungen haben tatsächlich Früchte getragen und sind im Rahmen der Möglichkeiten umgesetzt worden. Viele der vorgetragenen Vorstellungen werden für die kommende Novellierung des Kibiz bzw. für ein neues Gesetz in Betracht gezogen und finden hoffentlich Eingang (Der Landeselternbeirat der Kindertagesstätten in NRW vertritt die Interessen von deutlich über 500.000 Kindern und über eine Million Eltern.)

Was mich neben der aktuellen Situation in der frühkindlichen Betreuung traurig stimmt, ist das mangelnde Interesse der Eltern, sich für die Situation ihrer Kinder und kommender Kinder auf der kommunalen und auf Landesebene einzubringen.
Nach dem ersten Jahr des Weseler Kita-Beirats habe ich in dessen zweiten Jahr keine Aktivitäten mit bekommen.
Auch auf Kita-Ebene höre ich oft Aussagen wie ‚Was soll ich mich da engagieren? Bis man da etwas bewirkt, ist mein Kind längst in der Schule.‘
Das ist traurig und es stimmt auch nicht. Man kann auch auf diesen Ebenen etwas bewegen.

Gerade haben in den Kindergärten wieder die Beiratswahlen statt gefunden.
Zwischen dem 11. Oktober und dem 10. November können die Beiräte der Kindergärten einen Jugendamtselternbeirat wählen.

Ich weiss nicht, ob in diesem Jahr eine solche Wahl in deinem Jugendamtsbezirk geplant ist. Die Jugendamts-Elternbeiratswahl kann der amtierende JAEB initiieren und mit Hilfe des Jugendamts durchführen oder das Jugendamt plant sie und führt sie durch.

Wer sich dafür interessiert, der frage bitte bei seinem Jugendamt nach, ob und wann eine Wahl stattfindet.

Wer sich weitergehend informieren möchte, kann das unter anderem hier: http://www.mfkjks.nrw.de/kinder-und-jugend/kibiz-aenderungsgesetz/kibiz.html
und hier: http://www.lebnrw.de/

Setzt euch bitte für eure Kinder ein.

 

 

 

Bildquelle: ‚Kindergarten-Foto‘ © Howard-County-Library-System CC-BY-ND / pixelio.de

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.