Wie geht es weiter mit der Weseler Bäderlandschaft? Es drohen Jahre komplett ohne Schwimmbad.
Zwei Jahre sind mittlerweile in der Bäderfrage ohne jeden Fortschritt verstrichen. Wir sind keinen Schritt weiter. Eine Bedarfsanalyse für eine zukünftige Bäderlandschaft gibt es nicht. Eine ergebnisoffene Prüfung der Standortfrage eines neuen Bades fand nicht statt.
Dabei sah es noch im März 2016 so aus, dass der Neubau eines Kombi- oder Hallenbads im 2. Quartal 2020 in Betrieb genommen werden kann.
Zur gleichen Zeit wurde berichtet, dass nicht auszuschließen ist, dass der Betrieb der sanierungsbedürftigen Hallenbäder in wenigen Jahren eingestellt werden muss, da eine Sanierung nicht förderfähig ist und ohne Förderung wirtschaftlich unattraktiv ist.
Ein Neubau war förderfähig. Es wurde eine kurze Planungs-, Bewilligungs- und Bauzeit in Aussicht gestellt und die eventuelle Unterversorgung der Weseler Bevölkerung mit Möglichkeiten, zu schwimmen und insbesondere Schwimmen zu lernen, wurde von den Kombi-Bad-Befürworten mutig nicht thematisiert.
Ich habe – damals als Vorsitzender der WWW-PIRATEN-Fraktion im Rat der Stadt Wesel – für meine Fraktion den Neubau eines städtischen Bades am Standort Heuberg als kostengünstige und verlustärmste Lösung beantragt.
Die Gründe für einen Neubau am alten Standort waren (und sind bis heute) unter anderem
• die bessere weil zentrale Lage in der Innenstadt, die es allen Menschen in Wesel aufwandsarm ermöglicht, das Schwimmbad zu besuchen,
• der gute technische Erhaltungsstand des Freibads und die daraus resultierende geringe Ausfallwahrscheinlichkeit
• folglich der Ausfall nur eines Bades für die Dauer der Bauzeit
• die Überbrückungsmöglichkeit, das wichtige Schul- und Lehrschwimmen in zwei verbleibenden Bädern – Freibad (nur im Sommer) und Bislichbad durchzuführen.
• Die geringeren Neubaukosten
Dieser Antrag wurde im Stadtentwicklungsausschuss (20.04.2016) zwar auf die Tagesordnung gesetzt, aber nicht behandelt. Ebenso im Rat. Die Ratsmehrheit (insbesondere SPD und CDU) war sich einig, diese Lösung nicht in Betracht zu ziehen. Chance vertan.
Ein Kombi-Bad schien ungeachtet der Randbedingungen mehrheitlich gewollt.
Vor diesem Hintergrund erscheint es im Nachhinein umso unverständlicher, dass die beiden großen Fraktionen im Mai 2015 noch die Schließung des Bislichbads durchsetzen wollten, womit sie an der Weseler Bevölkerung und dem starken Bürgerbegehren scheiterten (wodurch der schon gestellte Antrag der WWW-PIRATEN auf Rücknahme des Schließungsbeschlusses überflüssig wurde). Zu dem Zeitpunkt war die Sanierung des Heubergbads noch erste Wahl, da Fördergelder für eine Sanierung erwartet wurden. Es sollte also ein Bad geschlossen und ein Bad saniert werden, so dass Wesel längere Zeit über kein einziges Hallenbad verfügt hätte.
Schon in 2015 wurde nach meiner Meinung sehenden Auges eine Unterversorgung der Weseler Bevölkerung mit Möglichkeiten für Schwimmunterricht und Schwimmen riskiert.
Mit der Umsetzung / Begleitung eines Bäderkonzepts und der Planung wurde später, nachdem eine Sanierung des Heubergbads wegen fehlender Fördermöglichkeiten keine Option mehr war, der Geschäftsführer der Städtischen Bäder Wesel GmbH beauftragt, der die Aufgabe umgehend anging, Planungsvorschläge machte und erste Handlungen ergriff.
Mich verwundert, dass jetzt – Anfang 2017 und ein Jahr später – trotz der völlig unklaren Genehmigungssituation, trotz der ungeklärten Standortfrage und trotz der offenen Finanzierungsfrage eines Bad-Neubaus außerhalb der Innenstadt der Geschäftsführer der städtischen Bäder abberufen werden soll und die Stelle eines Geschäftsführers ausgeschrieben und schnellstmöglich besetzt werden soll (mehrheitlicher Ratsbeschluss vom 14.03.2017).
Auch wenn man das altersbedingt nicht mehr allzu fern liegende Ausscheiden des jetzigen Geschäftsführers und die notwendige Zeit für eine vernünftige Übergabe berücksichtigt, bleibt die Frage nach dem Aufgabenfeld eines kommenden Geschäftsführers oder einer kommenden Geschäftsführerin. Soll die Restlaufzeit von Heubergbad und Bislichbad begleitet werden? Dazu braucht es nach meiner Meinung keine Wachablösung. Soll er/sie ein neues Kombi-Bad projektieren? Das ist aufgrund der offenen Planungs- und Genehmigungssituation mutig. Wer wird sich bei einer solchen Lage bewerben? Und was macht der oder die neue Geschäftsführer/in nach Fertigstellung? Oder anders gefragt: was sind die Auswahlkriterien für die Stelle? Wird ein Planer und Projektierer gesucht oder wird ein Geschäftsführer für einen laufenden Betrieb (der jetzigen oder der zukünftigen Weseler Bäderlandschaft) gesucht?
Wir alle sind über die Parteigrenzen hinweg in der Pflicht, das Thema Bäder in Wesel nun endlich auf gesunde Füße zu stellen.
Ich will eine Zukunft für ‚Schwimmen in Wesel‘ statt Angst vor geschlossenen Bädern.